Badische Zeitung
Ein den Holocaust thematisierendes Gemälde der Jüdin llana Lewitan hängt nun im Gymnasium
Von unserer Mitarbeiterin Erika Sieberts
ETTENHEIM. Am Montag ist Im Städtischen Gymnasium ein Bild der jüdischen Künstlerin Ilana Lewitan aufgehängt worden. Spontanes Interesse zeigten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6c mit Lehrer Eberhard Gleichauf, als sie das eben angebrachte Bild im Musiksaal des Städtischen Gymnasiums entdeckten. Sie hatten Glück, denn die Malerin des Bildes, llana Lewitan, war gerade anwesend und konnte den Sechstklässlern Rede und Antwort stehen, llana Lewitan war mit ihrem Mann nach Ettenheim gereist, um im Beisein einiger der am Bild-Transfer Beteiligten die Aufhängung in der Schule vorzunehmen.
Dass hier ein Bild einer jüdischen Künstlerin, die auf dem Gemälde Einblick in ihre Familiengeschichte gibt, hängt, ist eine Geschichte, die einer kurzen Erklärung bedarf: Bei ihrem Bemühen um kulturellen Austausch zwischen der Großstadt München und der ländlichen Ortenau hat die Kuratorin der Sammlung Burda Media Kontakt zu Ilana Lewitan aufgenommen. Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz machte bei Gesprächen in Verlegerkreisen auf die Kunsthalle Altdorf aufmerksam, und so kam die Ausstellung mit dem Titel „Spuren aus der Zukunft" im Dezember vergangenen Jahres in die Kunsthalle - wo sie eine große Resonanz erfuhr. Vor allem deshalb, weil die jüdische Künstlerin das Thema Holocaust mit ihrer Familiengeschichte verband.
Gesehen haben die Ausstellung auch der Vorstand des deutsch-israelischen Arbeitskreises (DIA) und einige Mitglieder des Fördervereins „Ettenheimer Schulgemeinde Gymnasium". Denn kurz vor der Ausstellungseröffnung war im Altdorfer Rathaus der Gedenkstein des „Mahnmalprojekts" in Erinnerung an die 1940 ins Lager Gurs verschleppten Juden aufgestellt worden. Die beiden Vereine verständigten sich darauf, ein Bild zu kaufen und fanden, dass eine für alle Schüler zugängliche Wand im Gymnasium ein geeigneter Ort sei, um auf die Verbrechen der Nazis an den Juden aufmerksam zu machen. Für die Künstlerin war es schwer, gerade dieses Bild zu verkaufen, weil darin alte Aufnahmen von Familienmitgliedern verarbeitet sind. „Ich musste erst einmal schlucken, als ich erfuhr, dass dieses Bild ausgesucht worden ist", gestand die Künstlerin bei der Hängung. „Wenn es aber dazu dient, bei der jungen Generation etwas zu bewegen, bin ich gerne dazu bereit, mich von dem Bild zu lösen."
Für die Auswahl war Susanne Bruckner vom DIA zuständig, die das Bild besonders aussagekräftig fand. „Das Bild soll die Erinnerungen an traurige Ereignisse hier am Ort wach halten und auch eine Anerkennung für die Schülergruppe darstellen, die den Spuren der Deportierten nachging und ihren Entwurf eines angemessenen Gedenksteins realisierte", sagte sie bei der kleinen Feierstunde im Musiksaal. Schulleiter Wilfried Nübler und Eugen Weber vom Schulförderverein wünschten sich, dass das Bild immer wieder Fragen aufwerfen möge. Bei den Sechstklässlern in der Folgestunde hat das bereits funktioniert.
Viele Fragen gab's zum Bild von Ilana Lewitan, das im Städtischen Gymnasium augehängt wurde. Gut, dass die Künstlerin (links) zugegen war. Foto: Erl