Badische Zeitung
llana Lewitan zeigt ihre Bilder mit Unterstützung der Hubert Burda Media in der Kunsthalle Altdorf
ETTENHEIM ALTDORF. Thematisch ein Volltreffer, künstlerisch experimentell, so könnte man die Ausstellung der Münchner Malerin, Architektin und Designerin llana Lewitan fassen, die derzeit In der Kunstballe Altdorf gezeigt wird. Durch die Unterstützung der Hubert Burda Media steht die Gemäldeausstellung bereits seit ihrer Eröffnung am vergangenen Samstag ganz oben im Kalender der Kunstinteressierten in der Region.
„Ich habe mir meine nächste Ausstellung in einer Großstadt vorgestellt“, sagt die Künstlerin, „bin aber ganz angetan und überrascht von der besonderen Atmosphäre hier in der Kunsthalle auf dem Land und von den Menschen, die sich mit der jüdischen Vergangenheit beschäftigen. Der Verleger wünsche Kontakte zwischen München und der Ortenau, so die Kuratorin der Sammlung Hubert Burda Media, Mon Muellerschoen.
Sich auf die Wirkung des Raumes eingelassen haben sich vor llana Lewitan bereits andere Künstler aus deutschen Kunstzentren, die das Künstlerpaar Isolde Wawrin und Yoshiyuki Kakedo seit vielen Jahren ausstellt. Die Vergangenheit der zur Kunsthalle gewendeten ehemaligen Synagoge, und die damit verbundene Geschichte des Judenprogroms und des Holocausts hat bislang niemand so deutlich gemacht wie die 1961 geborene Ilana Lewitan. Sie hat für ihre Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Zukunft der beiden Kulturkreise, denen sie als in München lebende Jüdin angehört, einen mutigen Weg beschritten und das Thema „Hände“ gewählt, mit dem sie Macht und Ohnmacht zugleich beschreibt.
Ilana Lewitan zeigt auf ihren großformatigen Bildern zum Hitlergruß gereckte Arme einer aufgepeitschten Menge, in Nachbarschaft zu arglos winkenden Kinderhänden und erzeugt damit eine fast unerträgliche Spannung. In ihre großformatigen Gemälde montiert die Malerin Texte oder die Kopie ihres Passes zur Dokumentation ihrer kulturellen Wurzeln, ebenso wie alte Fotografien und Zeitungsausschnitte. Gleichzeitig mit dem Erinnern an die Verbrechen der Vergangenheit weist Dana Lewitan in die Zukunft. Ganz leicht wirken die im Raum hängenden Abdrücke der Handflächen von Ausstellungsbesuchern. Sie können aber auch Mahnung sein, sich mit diesen Händen nicht schuldig zu machen.
Spuren aus der ZukunftFrei schwingende Leinwand in der ehemaligen Synagoge Altdorf: Ilana Lewitan erklärt einem Galerie-Besucher ihre interaktiven Bilder. Foto: F. Sieberts
„Hände drücken Macht und Ohnmacht aus. Sie gestalten und zerstören, segnen und verfluchen, geben und nehmen, halten und lassen los“, diese Sätze hat die Künstlerin an die Wand schreiben lassen. Hände seien ihre Schnittmenge von Zeit, Ort und kulturell-religiöser Zugehörigkeit, sagt Ilana Lewitan.
Den Kontakt erleichtert der besondere Effekt der „Turn to change Bilder", die ein umklappbares Bildelement aufweisen, das der Betrachter über einen Knauf am Rahmen selbst betätigen und so das Bild verändern und neue Zusammenhänge schaffen kann. Für die Künstlerin ist es Mittel, die Vielschichtigkeit von gesellschaftlichem Handeln zum Ausdruck zu bringen. Mit Ihrer Mischtechnik wählt Ilana Lewitan geeignete künstlerische Mittel, um inhaltlich und formal zeitliche und räumliche Tiefen zu schaffen. eri